Gollwitz an der Havel

Gollwitz - Ortsschild

Der Ort liegt etwas abseits der Bundesstraße 1 in der Havelmulde zwischen Potsdam und Brandenburg mitten in dem wiesenreichen Niederungsgebiet des heute zur Stadt Brandenburg/Havel gehörenden ehemaligen Zauchelandes.

Das eigentliche Dorf ist im nordwestlichen Teil der 11,96 Quadratkilometer großen Gollwitzer Gemarkung am Fuß des dort in die Niederung hineinragenden Sandrückens (Mühlenberg, 37 Meter ü.d.M.) und dicht an der großen und fischreichen Havelabzweigung, die seit alters her “Krumme Havel” heißt und heute zum Naturschutzgebiet “Mittlere Havel” gehört, errichtet worden.

Die Gemeinde entwickelte sich nach der Wende von 1989/90 zu einem exponierten Wohngebietsstandort. Ausschlaggebend dafür waren einerseits die Ruhe (kein Durchgangsverkehr, kaum Gewerbe, vorrangig Landwirtschaft), sowie die herrliche Natur und die Nähe zum Wasser, andererseits die Nähe zum EKZ Wust (2 km) und zur Stadt Brandenburg (6 km). Gollwitz hat heute ca. 490 Einwohner.

Zum Dorfkern gehören die nachstehend aufgeführten unter Denkmalschutz stehenden Gebäude und Anlagen:

  1. Die Kirche, ein mehrfach erweiterter und erneuerter Feldsteinbau aus der vorreformatorischen Zeit
  2. Das Schloß, ehemaliger Herrensitz der Adelsfamilie von Rochow
  3. Das Mausoleum (die spätere Leichenhalle), ein 1851 errichteter rechteckiger Putzbau in Formen der Schinkelschule
  4. Das Alte Magazin, ein zum ehemaligen Rittergut gehörender Speicher aus dem 19. Jahrhundert
  5. Der Gutspark (Flächendenkmal), ein etwa 3,5 ha großer vermutlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert angelegter Landschaftspark

Zeittafel des 625-jährigen Dorfes Gollwitz an der Havel

1375 Ersterwähnung des Ortes im Landbuch Kaiser Karl IV. Gollwitz war Ritterschaftsdorf und gehörte der auf der Burgwart Golzow sitzenden Familie von Rochow.
1413 plünderte Erzbischof Günther von Magdeburg den Ort aus und zündete ihn an.
1555 begann mit dem damaligen Erbherrn Joachim von Rochow die Gollwitzsche Linie derer von Rochow.
1625 wurde der Ort von den Wirren des 30-jährigen Krieges heimgesucht. Nach Beendigung des Krieges waren von den einst 18 Familien nur noch 6 ansässig.
1647 tauschte Erdmann von Rochow das schöne Gut Gollwitz gegen Jeserig ein, das seinem Stiefvater gehörte.
1664 verkaufte Albrecht von Schlaberndorff das Rittergut an die in Plaue ansässige höchst angesehene und begüterte Familie von Goerne.
1750 erfuhr die aus der vorreformatorischen Zeit stammende Feldsteinkirche durch die Errichtung des mit einer welschen Haube versehenen Kirchturms ihre letzte gründliche Wandlung.
1775 lebten im Ort nach dem damals neu eingerichteten Kirchenbuch 232 Einwohner.
1808 wurde der Ort durch ein verheerendes Feuer fast völlig in Schutt und Asche gelegt.
1817 kaufte Oberamtmann Bennecke das Rittergut auf.
1850 wurde der Kammerassessor und spätere Oberforstmeister Friedrich Karl von dem Hagen Bevollmächtigter Gutsherr von Gollwitz.
1871 begann für die in der Gollwitzer Umgegend entstandenen Ziegeleien und Schifferfamilien eine Blütezeit.
1914 -ab Anfang Juli- erstrahlte der Ort allabendlich in elektrischer Beleuchtung.
1918 ging das Rittergut wieder in die Hände der von Rochows über.
1923 wurde die Freiwillige Feuerwehr (FFW) Gollwitz gegründet.
1928 kam es zur Vereinigung des Gemeinde- und Gutsbezirkes; Gollwitz hatte danach 470 Einwohner.
1929 wurde am 17. Februar der Herrensitz durch eine Feuersbrunst fast völlig zerstört.
1933 richtete eine Gruppe junger Männer in Drillichzeug ein Arbeitsdienstlager für 60 Dienstpflichtige in der Schnitterkaserne ein.
1936 veröffentlichte Chr. Puhlmann seine “Erinnerungen und Erzählungen aus der Vergangenheit von Gollwitz”.
1938 kam es im Ort zur Trennung des Schul- und Kirchenamtes.
1940 hat Karl Sydow seine “Beiträge zur Geschichte des Haveldorfes Gollwitz” herausgegeben.
1945 -am 24. April- besetzte die Rote Armee aus Richtung Groß Kreutz kommend das Dorf;
-am 30. September- erfolgte die Aufteilung der enteigneten Flächen des Rittergutes (942,45 ha) an 98 Siedler.
1946 zog die Grundschule in das von der Roten Armee geräumte Schloß ein, später noch der Kindergarten.
1950 kam es in Gollwitz zu einer Umbenennung der Straßen mit Neunummerierung der Häuser.
1953 kam es zur Schaffung erster sozialistischer Produktionsverhältnisse in der Landwirtschaft; der ÖLB Gollwitz (Örtlicher landwirtschaftlicher Betrieb) wurde gegründet.
1955 -am 1. April- konnte aus 8 Betrieben die LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) Typ III mit einer anfänglichen Betriebsfläche von 112 Hektar gebildet waren.
1960 wurde Gollwitz mit der Gründung der LPG vom Typ I vollgenossenschaftliches Dorf.
1972 erreichte in den frühen Morgenstunden des 13. November ein orkanartiger Sturm mit Windböen von 40 m/s unseren Ort und verursachte schwere Schäden.
1975 stellte die FFW einen Mannschaftswagen mit Hängerkupplung in Dienst und war damit erstmalig unabhängig von Gespanndiensten durch Dritte.
1985 lebten in der Gemeinde 425 Einwohner in 127 Wohngebäuden.
1992 flog in Gollwitz ein seit der Wende illegal betriebener Mülltourismus auf.
1995 konnte die zentrale Trinkwasserversorgung in Betrieb genommen werden.
1997 siedelte sich der Don-Bosco-Orden in Gollwitz an;
ebenfalls 1997 begann die Versorgung der Gemeinde mit Erdgas.
1998 mußte über das Vermögen der Gollwitzer Landprodukte .e.G das Gesamtvollstreckungsverfahren eröffnet werden, wobei es eine erneute Entflechtung und Umwandlung der landwirtschaftlichen Betriebe gab.
2000 feierte die Gemeinde den 625. Jahrestag ihrer Gründung; anläßlich dieses Jubiläums erschien für den Ort die “Chronologie der Ereignisse von der Ersterwähnung bis zur Gegenwart”, in Wort und Bild zusammengestellt von W. Heine.
2003 wurde die Gemeinde nach einer (positiven) Volksbefragung in die Stadt Brandenburg an der Havel eingemeindet.
Ab 2004 Durch eine aktive Arbeit des Ortsbeirates unter Mitwirkung vieler Gollwitzer entwickelte sich das kulturelle Leben spürbar.
Und dann? Die Gollwitzer Geschichte geht natürlich weiter. Hier ist ein guter Platz für einen Erzähler.

Quelle: 625 Jahre Gemeinde Gollwitz, Eine Chronologie der Ereignisse von den Ersterwähnungen bis zur Gegenwart in Wort und Bild zusammengestellt von Walter Heine

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.